Bereits seit Ende letzten Jahres stand die Klasse 4 der Hedwig-Burgheim-Schule in Rödgen mit Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher in Briefkontakt. Grund dafür war die ausgiebige Arbeit der Klasse zur Namensgeberin ihrer Schule, Hedwig Burgheim, und dem aus Gießen stammenden Zahnarzt Fritz Pfeffer, die beide während des Holocaust von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Im Sachunterricht hatte die Klasse sich mit dem bewegenden Thema beschäftigt, …
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Artikel zur Verleihung der Hedwig-Burgheim-Medaille im Jahr 2024
Hedwig Burgheim
Hedwig Burgheim wurde am 28. August 1887 als zweite von drei Töchtern des jüdischen Kaufmanns Martin Burgheim und dessen Ehefrau Carolina in Alsleben (Saale) geboren. Da ihre Großeltern in Leipzig ein Textilgeschäft hatten, zog die Familie als Hedwig zwei Jahre alt war dorthin.
Martin Burgheim, der ein fortschrittlich denkender Mann war, ermöglichte seinen drei Töchtern eine Ausbildung. Die älteste Tochter Dorothea studierte Musik und wurde später Konzertpianistin. Die jüngste Tochter Martha erhielt im Seidenhaus ihres Onkels eine Ausbildung.
Hedwig lernte Französisch und Italienisch. Sie erhielt eine mehrjährige Ausbildung zur Kindergärtnerin und gab Schülern Nachhilfeunterricht. 1908 schloss sie das Examen zur Kindergärtnerin ab, danach arbeitete sie als Kindermädchen und Erzieherin bei einer Familiemit zwei Töchtern in Leipzig. 1911 begann sie an der ersten deutschen Hochschule für Frauen Pädagogik und Philosophie zu studieren und bestand dort 1915 ihr Examen mit sehr guten Bewertungen.
Danach arbeitete Hedwig Burgheim als Lehrerin in Brandenburg, ehe sie im April 1918 eine Stelle am Fröbel-Seminar in Gießen erhielt und dort in den Fächern Staatsbürgerkunde, Philosophie und Pädagogik unterrichtete. Von 1920 bis 1933 leitete sie das Fröbel-Seminar, das sie erheblich erweiterte und ausbaute. So war es ihr zu verdanken, dass das Fröbel-Seminar eine Haushaltsschule, ein Lehrerinnen-seminar für Kindergärtnerinnen, drei Kindergärten und zwei Kinderhorte umfasste. Sie führte auch ein gemeinsames Mittagessen für die Kinder ein. Hedwig Burgheim gewann mit ihrem Engagement hohe Wertschätzung bei ihren Mitarbeiterinnen und Schülerinnen. Sie galt als freundlich und warmherzig, streng und klug. In ihrer Zeit in Gießen hat sie über 800 junge Frauen zu Kindergärtnerinnen ausgebildet.
Die Nationalsozialisten zwangen Hedwig Burgheim 1933 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die Leitung des Fröbel-Seminars aufzugeben. Sie musste auch ihre Wohnung in der Gartenstraße verlassen und zog zu ihrer Kollegin und Freundin Frau Mayer nach Wieseck. Sie musste dann als Arbeitslose von weniger als der Hälfte ihrer früheren monatlichen Bezüge leben, ehe sie 1935 ein Angebot der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig erhielt, eine jüdische Haushalts- und Kindergärtnerinnen-schule aufzubauen. Daraufhin kehrte Hedwig Burgheim nach Leipzig zurück, wo sie die zu Ostern 1936 eröffnete Schule leitete.
Im November 1938 wurden viele Gebäude jüdischer Bürger und die Synagoge in Leipzig zerstört. Hedwig Burgheim bemühte sich daraufhin um ein Einreisevisum in die USA, das sie aber nicht erhielt. Im Februar 1939 fand sie jedoch Arbeit als Lehrerin in einer jüdischen Schule, die bis zu ihrer Schließung 1942 den Schulbetrieb für die in Leipzig verbleibenden jüdischen Schüler fortsetzte.
Hedwig Burgheim übernahm im Januar 1942 die Leitung eines jüdischen Altersheims. Sie wurde im Februar 1943 von der Gestapo verhaftet, danach in ein Berliner Sammellager deportiert und von dort aus in das KZ Auschwitz gebracht, wo sie am nächsten Tag – sofort nach ihrer Ankunft – ermordet wurde.
Aus der Familie überlebt als einziger Hedwig Burgheims Neffe Rolf Kralovitz.
Der Hedwig-Burgheim-Ring und die Hedwig-Burgheim Schule in Gießen, die Hedwig-Burgheim-Straße in Leipzig und das Hedwig-Burgheim-Haus in Darmstadt erinnern heute an die verdienstvolle Pädagogin. Ebenso gedenken die Stolpersteine in Gießen und Leipzig, eine Gedenktafel in der Aliceschule und eine Bronzebüste in der Plockstraße dem Leben Hedwig Burgheims.